Körperzentrierte Hypnose - was ist das?
Die Hypnose ist ein sehr altes Werkzeug welches genutzt wurde, um Menschen in einen heilsamen Trancezustand zu versetzen. Vor allem durch Milton H. Erickson wurde die Hypnotherapie als solche revolutioniert und es entstanden viele neue Formen der Hypnose unter anderem auch die körperzentrierte Hypnose. Gerade weil ich diese Form der Hypnose sehr gerne anwende und enorme Erfolge bei der Behandlung von chronischen Schmerzen erziele, möchte ich dir auf im folgenden Beitrag mehr darüber erzählen.
Was bedeutet "körperzentriert"?
Rein der Definition nach bedeutet “körperzentriert” zentriert auf den Körper und die körperlichen Vorgänge wie z.B. die Atmung und den Herzschlag. Viele Hypnotherapeuten nutzen diese Technik, um die Trance zu vertiefen und damit einen Zugang zum Unterbewusstsein zu schaffen und die Verbindung zwischen Körper und Geist herzustellen.
Ferner habe ich mich aufgrund meines Ursprungs im Bereich der Kampfkünste und meinen Ausbildungen im Bereich der Physiologie des Körpers sehr intensiv mit den Muskeln, dem Skelett und den Organen sowie deren Zusammenhänge auseinandergesetzt. Gerade durch den körperzentrierten Ansatz habe ich festgestellt, dass der „Innere Dialog“ vor allem mit Organen und auch bestimmten Bereichen im Körper, die Probleme bereiten, unglaublich hilfreich bei der Behandlung von chronischen Schmerzen und anderen Herausforderungen ist. Ich habe somit einen Begriff definiert, den ich „somatische Kommunikation” nenne.
Unglaublich hilfreich bei der Behandlung von chronischen Schmerzen und anderen Herausforderungen.
Erweiterter Ansatz der körperzentrierten Hypnose
Somit ist die Bedeutung, die ich dem körperzentrierten Ansatz anrechne, etwas weitreichender. Körperzentriert ist demnach für mich “sich auf den Körper besinnend“, die Sinne spielen dabei eine enorm große Rolle, vor allem die Kinästhetik, die sich als die Lehre der Minimal-Bewegungen im Körper und den Körperempfindungen versteht.
Durch die Trance und die somatische Kommunikation oder auch den “inneren Dialog” entwickeln wir ein Verständnis für den Körper und all die Signale und Bewegungen, die vom Körper ausgehen und können so die Kontrolle über unseren Körper und damit auch den Schmerz zurückgewinnen.
Wie fühlt sich eine körperzentrierte Hypnose an?
Die Empfindungen in Bezug auf die körperzentrierte Hypnose variieren von Person zu Person. Im ersten Schritt nehme ich als Hypnosetherapeut immer wieder zwei Reaktionen wahr. Die erste Reaktion ist oft “Verwirrung”, da wir hier beginnen den Schmerz „lauter“ werden zu lassen. Wir wollen das Symptom nicht unterdrücken oder „wegmachen“, sondern wollen erfahren, was uns das „Symptom“ oder der Schmerz mitteilen möchte. Das erfordert ein Annehmen und sich dem Schmerz stellen. Allerdings neigen wir oft dazu, etwas, was uns einschränkt „wegmachen“ zu wollen.
Danach folgt eine “entweder – oder” Reaktion. Entweder die Betroffenen gehen in den Widerstand und versuchen den Schmerz zu bekämpfen oder die Personen “freunden” sich mit dem Schmerz an. Zweiteres ist zielführender, um zu erfahren, was der Schmerz für eine Mitteilung oder Information enthält, der so nicht ans Tageslicht treten konnte, da wir im Kampf oder auf der Flucht selten hinhören.
Dadurch entsteht viel Raum, Interpretations- und Bewegungsfreiheit, die es möglich machen, über die Technik des „inneren Dialogs“ Erkenntnisse zu gewinnen und diese wiederum als „befreiendes Gefühl“ im Körper zu verankern. Einige beschreiben ein Gefühl der Schwerelosigkeit oder des Schwebens und nehmen eine schöne Form der entspannten Leichtigkeit wahr. Andere berichten von einem Gefühl von Wärme und haben die Wahrnehmung, dass alles “wieder fließen” kann.
Der Zustand der Entspannung und das Gefühl, nicht mehr dagegen ankämpfen zu müssen, lindert den Schmerz und bringt Entspannung.
Ist körperzentrierte Hypnose gefährlich?
Gerade bei der Hypnose bestehen oft die Bedenken des “Kontrollverlustes”. Dies ist im Fall der körperzentrierten Hypnose ausgeschlossen. Bei dieser Form der Hypnose wird keine besonders tiefe Trancetiefe angestrebt. Ebenso geht es eher darum, die Kontrolle über den eigenen Körper wieder zurückzugewinnen, was bei dem gezielten (zentrierten) Führen in den Körper absolut der Fall ist. Dennoch ist es immer ratsam, einen erfahrenen Hypnotherapeuten aufzusuchen, der in der Lage ist, ein hohes Maß an Sicherheit und Geborgenheit auszustrahlen. Nur dadurch kann ein gesunder Rapport (Hypnotisant – Hypnotiseur Verbindung) entstehen und sich die volle positive Wirksamkeit entfalten.
Wie funktioniert eine körperzentrierte Hypnose?
Im ersten Schritt kommt die “Besinnung”. Wir nutzen bei der körperzentrierten Hypnose überwiegend den kinästhetischen Sinn, also die Bewegungsempfindung im Körper. Durch Berührungen (taktile Reize) die sich der Klient (immer m/w/d) selber geben kann, die ich aber auch als Therapeut durchführen kann, bauen stellen wir ganz gezielt eine Verbindung zum Körper her und fördern damit Körperwahrnehmung und Empfindung.
Im nächsten Schritt interpretieren wir die unterschiedlichen Wahrnehmungen und Bewegungs- / Schmerzempfindungen. Wenn der Klient eher auditiv (hören/sprechen) geprägt ist, gehen wir in den “inneren Dialog”, was bedeutet, dass wir beginnen mit dem Gefühl, der Empfindung, dem Schmerz oder der Stelle im Körper zu kommunizieren. Es ist interessant zu beobachten, denn wenn man eine Frage stellt, kommt auch eine Antwort. Hier bestätigt sich wieder Milton Ericksons Zitat “Dein Unterbewusstsein kennt die Antwort du weißt es nur noch nicht”
Wenn der Klient eher visuell geprägt ist, dann geben wir dem Gefühl, Empfindung und Schmerz ein Bild. Eine Gestalt, eine Form, eine Farbe und auch einen Namen. Dabei tragen wir dazu bei, dass wir in der Lage sind, das Gefühl, die Empfindung oder den Schmerz anzunehmen, was ein wichtiger Schritt ist, wenn man das Problem lösen möchte.
In den abschließenden Schritten können wir durch sogenanntes Reframing und entsprechenden Suggestionen die ursprüngliche Form, die Farbe verändern und im Unterbewusstsein verankern. Zudem können wir die Antworten und Erkenntnisse (auditiv) dann dazu nutzen, um Muster zu ändern, die zum Schmerz führen.
Im Großen und Ganzen fördern wir durch diese Herangehensweise die Körperwahrnehmung und das Bewegungsempfinden. Dies führt dazu, dass jeder Klient besser wahrnehmen kann, wann er was braucht und was zu den entsprechenden körperlichen und/oder geistigen Problemen geführt hat. Das “Neue” im Unterbewusstsein zu verankern hilft dabei nicht mehr so schnell in alte Muster zu fallen und vor allem dabei seine eigenen Grenzen und Bedürfnisse besser zu verstehen und diesen nachzugehen.
Wie unterscheidet sie sich von anderen Methoden?
Die meisten Hypnose Methoden, aber auch andere Praktiken zielen auf die Arbeit auf geistiger/psychischer Ebene ab. Dadurch, dass wir im 21. Jahrhundert vor allem den Kopf ständig nutzen, kann ich häufig beobachten, dass wir den Bezug zum Körper verlieren. Dadurch “verselbstständigt” sich der Körper gewissermaßen. Das verweilen in der “geistigen Welt” spaltet uns von unseren Körperempfindungen ab.
Der hohe Anspruch an uns selbst lässt uns über unser Schmerzempfinden die Leistung erbringen, damit wir unserem Anspruch genügen. Bei der körperzentrierten Hypnose legen wir den Fokus auf die Verbindung zwischen Körper und Geist. Denn wenn wir es schaffen, die “Intelligenz des Organismus” als Ganzes zu nutzen, statt uns lediglich auf entweder Körper oder Geist zu verlassen kommen wir weiter und das wesentlich nachhaltiger.
Bei der körperzentrierten Hypnose legen wir den Fokus auf die Verbindung zwischen Körper und Geist.
Anwendungsgebiete von körperzentrierter Hypnose
Die Anwendungsgebiete sind sehr breit gefächert und betreffen im Grunde alles, was mit dem Körper zu tun hat. Dies betrifft die Arbeit mit Emotionen, Schlafstörungen, Magen-Darm-Probleme sowie chronische Schmerzen und Autoimmunerkrankungen. Darüber hinaus hilft die körperzentrierte Hypnose bei der Behandlung von Ängsten und Traumata, da jede Angst und jedes Traumata auch eine körperliche Erfahrung ist, die sich im Körper festsetzen kann.
Körperzentrierte Hypnose bei Angst und Traumata
In den letzten Jahren der Behandlung von Ängsten und Traumata habe ich festgestellt, dass die Verarbeitung auf geistiger UND körperlicher Ebene wichtig ist. Die innere Freiheit und das “sich lösen” von der Angst oder dem Trauma findet oft nur dann statt, wenn die “Wunden”, die durch eine traumatische Erfahrung entstanden sind, auf körperlicher und geistiger Ebene ausheilen konnten.
In meine Praxis kommen oft Menschen, die ihre Ängste und Traumata zwar auf kognitiver, intellektueller (also geistiger Ebene) gewissermaßen verarbeitet haben, jedoch immer noch körperliche Reaktionen in Triggersituationen verspüren die das Gefühl der Angst wieder präsent werden lassen.
Durch die körperzentrierte Hypnose schaffen wir es, den zweiten Teil der wichtigen Heilarbeit zu ergründen – nämlich den Körper zu erreichen und die gespeicherten Traumata auf körperlicher Ebene zu adressieren.
Zudem hilft die körperzentrierte Herangehensweise, die Symptome von Angst und Traumata zu lindern, indem sich der Klient auf seine körperlichen Empfindungen konzentriert, und damit lernt, seine Gefühle, Emotionen zu regulieren sowie eigene Grenzen und Bedürfnisse besser wahrnehmen zu können.
Körperzentrierte Hypnose in der Schmerztherapie
Gerade wenn Menschen einen langen Ärztemarathon in Bezug auf chronisch körperliche Schmerzen oder andere chronische Erkrankungen hinter sich haben, stehen sie recht verzweifelt vor meiner Tür. So oft höre ich die Worte „Robert, ich habe alles probiert du bist meine letzte Hoffnung”
Gerade bei der Behandlung von chronischen Schmerzen sollte immer ein ganzheitlicher Ansatz in Betracht gezogen werden, was die meisten Menschen auf der Suche nach Abhilfe bei chronischen Gesundheitsproblemen schon verinnerlicht haben. (Sie rennen von Pontius zu Pilatus und stressen sich dabei meist noch zusätzlich mehr)
Die körperzentrierte Hypnose schließt im Grunde die “Lücke” zwischen Körper und Geist und eben auch den körperlichen und geistigen Interventionen. Die körperzentrierte Hypnose zeigt, was genau notwendig ist, was hilft und was man sich sparen kann. Sie ist ein Bindeglied, dass alle Maßnahmen im Sinne der Genesung so im Körper und im Unterbewusstsein ankommen können. Somit trägt die körperzentrierte Hypnose dazu bei, die richtigen Maßnahmen für sich zu finden, sodass die Bemühungen letztendlich Früchte tragen können.
Die körperzentrierte Hypnose zeigt, was genau notwendig ist, was hilft und was man sich sparen kann!
Fazit zur körperzentrierten Hypnose
Nicht selten haben meine Klienten einen langen Leidensweg hinter sich und viel probiert. Verzweiflung macht sich breit und die negative Abwärtsspirale und Frustration, wenn der Körper den Dienst verweigert, wirkt sich ebenso auf das psychische Wohlergehen aus.
Durch die körperzentrierte Herangehensweise erhalten wir sehr schnell wichtige Erkenntnisse, decken destruktive Muster auf und schaffen erstaunlich schnell Linderung in Bezug auf chronische Schmerzen und andere gesundheitliche Probleme, die sich auf das körperliche und geistige Wohlbefinden auswirken.
Alles in Allem bleibt zu sagen, dass ich in meiner täglichen Arbeit immer wieder feststelle, dass die körperzentrierte Hypnose gerade dann genau das ist, was die Klienten brauchen.
