Hypnose bei Angst und Traumata
Hypnose ist eine beliebte Methode, um verschiedene Arten von psychischen und körperlichen Beschwerden zu behandeln. Insbesondere bei Angststörungen hat sich Hypnose als wirksame Alternative oder Ergänzung zu herkömmlichen Therapieformen etabliert.
Ängste, die zum Teil auch unbewusst sind und sich z.B. auf körperlicher Ebene äußern, können das Leben und den Alltag stark beeinträchtigen. Mittels Hypnose können wir den Ängsten auf den Grund gehen und sie mithilfe des Unterbewusstseins lösen. Dadurch kann erreicht werden, dass sich die Ängste reduzieren. Dies führt zu einer positiven Veränderung im Verhalten und in der Denkweise.
Inhaltsverzeichnis
Was ist Angst
Angst ist ein natürliches Gefühl, das entsteht, wenn wir uns bedroht oder unsicher fühlen. Es ist ein Schutzmechanismus unseres Körpers, der uns darauf aufmerksam macht, dass eine bestimmte Situation potenziell gefährlich ist oder unschöne Konsequenzen haben kann.
Angst kann verschiedene Formen annehmen, von leichten Ängsten vor bestimmten Situationen bis hin zu schweren Angststörungen, die das tägliche Leben stark beeinträchtigen können. Typische Symptome von Angst können sein:
- Herzklopfen
- Schwitzen
- Zittern
- Nervosität
- Sorgen und ein Gefühl der Angespanntheit
- Schlafstörungen
- Konzentrationsschwierigkeiten
- Panikattacken.
In der Praxis beobachte ich es auch, dass die oben beschriebenen Symptome auftreten, obwohl kein bewusster Trigger gegeben ist. Die Betroffenen fragen sich dann oft, woher diese Symptome kommen und entwickeln häufig eine Angst vor der Angst bzw. den Symptomen der Angst, da es offensichtlich nicht greifbar ist wann, wo und vor allem wodurch diese Symptome getriggert werden.
Hilft Hypnose bei Angst?
Ja, Hypnose hilft bei der Behandlung von Ängsten. Die Hypnose nutzt Entspannungs- und Konzentrationsübungen, um den Betroffenen in einen tiefen Entspannungszustand zu versetzen. Dabei werden die Ressourcen, die zum Aufarbeiten der Traumata und Ängste notwendig sind, gestärkt. In diesem Zustand können die hypnotischen Suggestionen des Therapeuten dazu beitragen, negative Gedankenmuster und Verhaltensweisen zu ändern, die zu Angst führen.
Die Wirksamkeit von Hypnose bei der Behandlung von Angststörungen beruht auf der Tatsache, dass Hypnose auf tieferen Ebenen des Unterbewusstseins arbeiten kann. So können wir durch die hypnotische Regression (Rückführung) tiefe Traumata und negative Erfahrungen aus der Vergangenheit ins Bewusstsein holen, um sie dort neu zu verarbeiten.
In einem hypnotischen Zustand kann der Therapeut zudem Suggestionen direkt an das Unterbewusstsein richten und so negative Gedankenmuster und Verhaltensweisen verändern, die zu Angst führen.
Was ist der Zusammenhang zwischen Angst und Traumata?
Es besteht ein enger Zusammenhang zwischen Ängsten und Traumata. Traumatische Erfahrungen können bei vielen Menschen zu Angststörungen und anderen psychischen Problemen führen.
Ein Trauma kann durch ein einschneidendes Ereignis wie einen Unfall, Missbrauch oder eine Naturkatastrophe entstehen. Es kann jedoch auch durch wiederholte Erfahrungen von Gewalt oder Vernachlässigung entstehen, insbesondere in der Kindheit. Dabei ist nicht allein die physische Gewalt ein Thema. Die Auswirkungen auf die Psyche durch Erfahrungen von emotionaler Gewalt werden oft unterschätzt und können ebenso zu Traumata führen. Die Schwere des Traumas und der Angst ist abhängig von der Intensität der Erfahrungen.
Eine traumatische Erfahrung kann dazu führen, dass das Gehirn in einen Überlebensmodus versetzt wird, um die Person vor der Gefahr zu schützen. Das limbische System, das für die Verarbeitung von Emotionen zuständig ist, wird aktiviert und setzt eine Kaskade von Reaktionen in Gang, die zu körperlichen Symptomen wie Herzrasen, Schweißausbrüchen und Atemnot führen können. Das Gehirn kann auch beginnen, negative Gedankenmuster und Verhaltensweisen zu entwickeln, um die Person vor erneuten traumatischen Erfahrungen zu schützen.
Hypnose bei Angststörungen
Ein Hypnosetherapeut kann verschiedene Techniken und Strategien einsetzen, um Angststörungen bei einem Menschen zu behandeln. Die genauen Schritte hängen jedoch von der individuellen Situation des Patienten und variieren.
Je nach Schwere und Art der Angst kann die Herangehensweise wie folgt aussehen:
- Eingangsgespräch und Aufklärung
- Ressourcenorientierte Hypnosen um den Organismus und die Psyche zu stabilisieren
- Aufdeckende Hypnose (Regression/Rückführung) um die Ereignisse die zu den Ängsten führen aufzudecken
- Reframing – Neue Bewertung und Verarbeitung des Ereignis
Diese Vorgehensweise stellt die klassische Herangehensweise in der Hypnotherapie dar und wird bei Bedarf durch verschiedene Techniken aus der Hypnose und Körperarbeit ergänzt.
Hypnose bei Traumata
Hypnose kann auch bei der Behandlung von Trauma eingesetzt werden, da sie dem Patienten helfen kann, in einen Zustand der Entspannung und Konzentration zu gelangen, der es ihm ermöglicht, tief verwurzelte emotionale Blockaden und traumatische Erinnerungen zu verarbeiten und aufzulösen.
Hypnose ist eine wirksame Methode zur Behandlung von Trauma, da sie den Zugang zum Unterbewusstsein des Patienten erleichtert, wo sie abgespeichert sind.
Dies ist wichtig, da traumatische Erfahrungen durch Selbstschutzmechanismen ins Unbewusste verdrängt werden. Die Arbeit mit dem Unterbewusstsein durch Hypnose hilft, die Gedanken, Emotionen und Verhaltensmuster in der Tiefe zu beeinflussen.
Der Hypnosetherapeut kann verschiedene Techniken einsetzen, um dem Patienten zu helfen, traumatische Erinnerungen und Emotionen zu verarbeiten und aufzulösen.
Warum Hypnose bei Angst und Traumata hilft?
Eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Angst spielt das limbische System, das für die Verarbeitung von Emotionen und die Erinnerungen zuständig ist. Dies wirkt sich dann auch auf das gesamte zentrale und periphere Nervensystem aus, was die körperlichen Reaktionen zum Vorschein bringt. Da die Hypnose genau in diesen Bereichen ihre Wirkung entfaltet, ist dieses Therapieverfahren für mich nicht mehr wegzudenken.
Wenn eine Person Angst empfindet, wird das limbische System aktiviert und setzt eine Kaskade von Reaktionen in Gang, die zu körperlichen Symptomen wie Herzrasen, Schweißausbrüchen und Atemnot führen können. Durch gezielte Suggestionen im hypnotischen Zustand kann der Therapeut das limbische System beruhigen und so die körperlichen Symptome der Angst reduzieren
Durch die Hypnose sprechen wir genau den Teil im limbischen System an. Genau deshalb können durch Hypnose auch tief verwurzelte Ängste und negative Glaubenssätze aufgedeckt und bearbeitet werden. In einem hypnotischen Zustand ist es möglich, auf tiefere Ebenen des Unterbewusstseins zuzugreifen und so negative Erfahrungen und Gedankenmuster zu identifizieren und zu bearbeiten. Dies kann dazu beitragen, die Ursachen der Angst zu verstehen und zu beseitigen.
Wie läuft die Hypnose bei Angst und Traumata ab - Praxisbeispiel
Hier möchte ich ein kurzes Fallbeispiel aus der Praxis bringen, um zu verdeutlichen, warum die Hypnose bei der Behandlung von Ängsten und Traumata so wirkungsvoll ist.
Hypnose bei Flugangst
Flugangst – Diese trat erst nach der Geburt des ersten Kindes auf. Vor der Geburt ihrer Tochter (3) konnte die Patientin bedenkenlos fliegen. Bei einem Flug in den Urlaub reagierte die Patientin aufeinmal mit Herzrasen, Atemnot und Schwindel. Die Patientin konnte aufgrund des Ereignisses nicht mehr ohne Tabletten fliegen und hatte eine Angst vor Angst entwickelt, weshalb die Familie das in den Urlaub fliegen eingestellte.
Nach dem Erstgespräch
Nach dem Erstgespräch konnten wir bereits Folgendes feststellen: Die Angstsymptome zeigten sich zwar im Flugzeug, wurden jedoch eher durch den Umstand ausgelöst, dass die Flugkabine einen geschlossenen Raum darstellte, in der die Patientin für die gesamte Flugzeit keine Möglichkeit hatte den Raum zu verlassen. So wurde klar, dass es sich hier nicht um eine klassische Flugangst handelte, sondern viel mehr um die Angst vor geschlossenen Räumen und den Umstand, dass sie nicht flüchten konnte.
Durch die Identifikation mit ihrer Tochter (3) in Verbindung mit dem geschlossenen Raum (Flugkabine) und eine potentiell gefährlichen Situation (Flug) hatte sich die unbewusste Re-Traumatisierung eines Ereignisses aus der Kindheit eingestellt und zu den Angstsymptomen geführt.
In der Verhaltenstherapie werden die Patienten in kleinen Schritten mit der entsprechenden Angst konfrontiert, um eine Resilienz in Bezug auf die Angst zu bilden. Dieser Prozess dauert einige Zeit, um dem Körper und der Psyche die Möglichkeit zu geben, eine gewisse Toleranz zu bilden.
Lösung mit Hypnose
Mittels Hypnose haben wir eine Trancetiefe angestrebt, in der die Regionen im Hirn aktiv werden, die für die Erinnerungen zuständig sind (limbisches System). In dieser Trancetiefe, die sich wie ein leichter Dämmerschlaf auswirkt, ist der Körper entspannt und das Unterbewusstsein hochaktiv.
Bei der Regression/Rückführung konnten wir eine „verschollene“ Erinnerung aus der Kindheit ins Bewusstsein rufen, die zu der besagten Angst führte.
Die Angst vor geschlossenen Räumen, welche sich durch ein unangenehmes Gefühl von Enge (“sich gefangen fühlen”) und Hilflosigkeit (Kontrollverlust) äußerte, hatte sie bereits im Alter von 3 Jahren erlebt.
In ihrer Erinnerung war sie als dreijähriges Mädchen in ihrem Zimmer eingesperrt, während sie mitbekam, wie sich ihre Eltern heftig stritten. Dies löste als Kind eine enorme Angst und ein Gefühl von Hilflosigkeit in ihr aus. Denn sie fühlte sich in dieser Situation allein gelassen, gefangen und hatte keine Chance, aus dieser Situation auszubrechen. Dadurch hatte sie auch außerhalb der eigentlichen Problematik ein hohes Bedürfnis nach Kontrolle entwickelt.
Damit wurde ihr die Ursache der Angst bewusst und dass sie unter dieser Situation enorme Ängste litt. Diese tiefe, entscheidende und emotionale Erfahrung wurde durch die Situation im Flugzeug unbewusst getriggert. Durch die Erinnerung während der Hypnose konnten sich alte Emotionen in ihr lösen, die sie in der Sitzung verarbeiten konnte. Das Verarbeiten alter Emotionen macht nur einen Teil der Behandlung aus.
Ergebnis der Hypnosebehandlung
Nachdem sie die alten verkörperlichten Emotionen verarbeiten werden konnten, haben wir der Situation mittels Reframing eine neue Bewertung gegeben und diese im Unterbewusstsein integriert, was dazu führte, dass sie alte unbewusste Glaubenssätze (aus der Sicht einer 3 Jährigen) durch die neue Bewertung ersetzen konnte. Nach einer Anamnese und zwei Hypnosesitzungen konnte sie ohne Bedenken wieder fliegen.